Dienstag, Mai 16, 2006

Friedliche Welt


Am Jahresanfang fragte mich jemand hoffnungsvoll, ob ich auch in 2007 wieder eine Anthologie ausschreiben wolle. Erst dachte ich, nein, nicht schon wieder hunderte Einsendungen lesen müssen. Dann erzählt mir heute ein Freund von einem Blog mit angeblich ziemlich hinterfotzigen Verdächtigungen. Ich lese da rein und lache nur. Aber dann denke ich, wenn ich jetzt tatsächlich beleidigt reagierte und keine Anthologie mehr herausbrächte, dann würde sich dieser arme Mensch das noch triumphierend auf seine Fahnen schreiben. So weit geht meine Freundlichkeit denn doch nicht. Also werde ich doch wieder eine nette Kurzgeschichtensammlung herausbringen und jetzt erst recht meinen Spaß dabei haben.

Montag, Mai 15, 2006

Anonymus schlägt zu

Zu den Eigenheiten des Internets gehören die vielen anonymen Meinungsäußerer, die mit großem Vergnügen in Foren und Blogs polemisch gegen jedermann/frau zu Felde ziehen. Meinungen zu äußern, ist natürlich gutes demokratisches Recht eines jeden Bürgers. Polemiken und Verdächtigungen in die Welt zu setzen, um anderen bewußt zu schaden, sich aber feige anonym zu verstecken, stellt einen bedauerlichen Mißbrauch dieses Rechtes dar, weil der/die Angegriffene keinerlei Möglichkeit bekommt, z.B. falsche Tatsachen richtig zu stellen. Wie gesagt, eine bedauerliche Zeiterscheinung, die man achselzuckend abtun sollte. Meist geht man nicht fehl in der Annahme, dass es sich um Leute handelt, die irgendwo zwischen giftspritzenden Feiglingen und Psychopathen anzusiedeln sind. Und mit dieser Gewißheit kann man solche armen Würstchen milde belächeln und ihre Bösartigkeiten fast als einen Ritterschlag betrachten.

Sonntag, Mai 14, 2006

Lesungen haben es in sich

Zu den witzigen, aber auch erschreckenden Dingen, die man als Autor erlebt, gehören Lesungen. Was früher eine hehre Dichterlesung war, ist heute heute eine Autorenlesung, ein Poetry-Slam oder ein simples Event geworden. Lesungen landauf, landab, gut für die Autoren, manchmal erbaulich für die Teilnehmer, manchmal aber nur ein Ärgernis. Das fängt bei den Veranstaltern an, die als Cafe-Besitzer oder Hotel-Portiers natürlich ihr "Hauptgeschäft" im Auge haben. Was dann dazu führt, wass der arme Autor - wenn er Pech hat, ohne Mikro, dafür mit Piepsstimme gesegnet - gegen "Zwei Schoko, ein Vanille" oder "Wir hatten ein Doppelzimmer rserviert!" anlesen muss. Geschenkt, blöder Autor, sei froh, dass Du überhaupt irgendwo dein Geschreibsel vokal absondern darfst.
Mit etwas Glück - und das hatte ich diesmal auf der Criminale in Koblenz- liest man in einer netten Kneipe, die voll von interessierten Leuten ist, die Bedienung nimmt Bestellungen nur in den Pausen entgegen und die Leute beschränken ihr Gequatsche auf ein Minimum. Wenn man dann noch ein paar Lacher, ordentlichen Schlussapplaus und guten Buchverkauf mitnehmen darf, dann macht das Autorendasein auch wieder Spaß.