Sonntag, Mai 14, 2006

Lesungen haben es in sich

Zu den witzigen, aber auch erschreckenden Dingen, die man als Autor erlebt, gehören Lesungen. Was früher eine hehre Dichterlesung war, ist heute heute eine Autorenlesung, ein Poetry-Slam oder ein simples Event geworden. Lesungen landauf, landab, gut für die Autoren, manchmal erbaulich für die Teilnehmer, manchmal aber nur ein Ärgernis. Das fängt bei den Veranstaltern an, die als Cafe-Besitzer oder Hotel-Portiers natürlich ihr "Hauptgeschäft" im Auge haben. Was dann dazu führt, wass der arme Autor - wenn er Pech hat, ohne Mikro, dafür mit Piepsstimme gesegnet - gegen "Zwei Schoko, ein Vanille" oder "Wir hatten ein Doppelzimmer rserviert!" anlesen muss. Geschenkt, blöder Autor, sei froh, dass Du überhaupt irgendwo dein Geschreibsel vokal absondern darfst.
Mit etwas Glück - und das hatte ich diesmal auf der Criminale in Koblenz- liest man in einer netten Kneipe, die voll von interessierten Leuten ist, die Bedienung nimmt Bestellungen nur in den Pausen entgegen und die Leute beschränken ihr Gequatsche auf ein Minimum. Wenn man dann noch ein paar Lacher, ordentlichen Schlussapplaus und guten Buchverkauf mitnehmen darf, dann macht das Autorendasein auch wieder Spaß.