Dienstag, Oktober 23, 2007

Buchmessesplitter

Nachdem ich einige Tage Zeit hatte, um über die Ereignisse bzw. Nicht-Ereignisse der Frankfurter Buchmesse nachzudenken, verdichtet sich der Eindruck des Vorjahres, dass es sich hier um eine in ihrer derzeitigen Struktur völlig überholte Veranstaltung handelt. Mag sein, dass die großen Verlage Ihre Autoren-Stars paradieren lassen, um sich an der Presseberichterstattung zu weiden (obwohl die Stand- und Partykosten vermutlich höher waren, als dieselbe Menge gekaufter Redaktion, ach nee, das heisst ja jetzt Advertorial, gekostet hätte. Also betriebswirtschaftlich nicht gerade der grosse Hit. Aber Verlagsmenschen sind ziemlich eitel und wollen sich selbst auch mal in den Blitzlichtern sonnen, und das darf dann schon mal was kosten.
Angeblich werden da ja auch Lizenzen gehandelt. Nee, stimmt nicht ganz, da werden meist Lizenzverträge klargemacht, die bereits vor der Messe ausgehandelt worden waren. Statt Messebeteiligung ein paar Emails? Das Ergebnis wäre wohl das Gleiche. Aber ausländische Verleger reisen eben auch gerne an und da muss dann der Popanz Lizenzen hochgehalten werden.
Noch was? Ach ja, das Sortiment, vulgo die Buchhändler. Die wenigen, die kamen und sich interessierten, jammerten über die wackelnde Preisbindung und versicherten sich gegenseitig ihrer uneingeschränkten Solidariät. Wenn man sowas z.B. von sogenannten Parteifreunden hört und das jeweilige Ergebnis sieht, dürfte die Preisbindung vermutlich keinen Ewigkeitswert mehr haben. Große Verlage wünschen die Preisbindung sowieso mit allen Tricks zum Teufel, und selbst kleine Verlage beginnen langsam zu begreifen, dass das Sortiment ihnen zuwenig hilft. Der Wegfall der Preisbindung würde zwar Risiken für die kleineren Verlage bringen, aber im Internetzeitalter eben auch einige Chancen, die möglicherweise höher einzuschätzen sind. Man wird sehen.
Ja also, um auf den Eingangsgedanken zurückzukommen, die Frankfurter Buchmesse müsste sich ändern, bzw. noch besser, die Verlage müssten vom Sortiment völlig abgekoppelte Buchmessen veranstalten, und zwar echte Publikumsmessen, auf denen Bücher direkt verkauft werden können. Natürlich würden die Sortimenter gequält aufheulen. Für viele kleinere Verlage aber, die der Buchhanfdel schnöde links liegen läßt, wären mehrere regionale Verkaufsmessen eine echte Chance, ihre Bücher besser an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Darüber sollte man mal ernsthaft nachdenken.