Montag, Juni 05, 2006

Grrrr...

Da hab ich doch gerade das Buch der hochgelobten und preisgekrönten Autorin A.P. gelesen. Es hat mich hilflos ärgerlich gemacht, denn dieses Buch hat mir wieder mal demonstriert, dass der deutsche Zeitgeist (oder wie man das nennen soll) auf larmoyantes Psychogeschwätz abfährt. Da jammert sich eine (natürlich etwas musikalisch ungebildete) Kommissarin (Freund hat ne Frittenbude, oh Mann!!!) durch das Buch und verfolgt eine telegene Mörderin, zu der das elegische Verhältnis irgendwo zwischen platonischer Lesbe und netter Intellektuellen-WG-Genossin einzustufen ist. Und dann verjuckelt sich das Ganze zu den rumänischen Zigeunern, pardon Sinti, die irgendwie böse aber lieb, schlau aber simpel sein sollen, oh je... Aber gleichzeitig ist schon noch wichtig, ob man Markenware trägt und das angesagteste Parfüm kennt. Gut, am Ende gibt's noch ein wenig Kinderarbeit im Weinberg und ein verrottetes Pflegeheim, ein killender Pfleger mit Helfersyndrom und noch weitere Klichees. Dennoch bleibt alles irgendwie verworren, irgendwas mit unkontrollierten Wutanfällen, bischen Schuld und Sühne, Kindersuche, verkorkste Liebe und so. Ich hätte dieses wirre Werk am liebsten in die Ecke gepfeffert und einen guten alten Chandler hervorgeholt. Aber sowas macht man ja nicht, sondern erweist diesem begnadeten literarischen Talent seine Reverenz. Geschmackssache, ich mag die straight erzählten Hammett-Stories oder einen harten Ian Rankin oder den toughen Horst Eckert einfach lieber. Von gut erzählten Geschichten ohne übertriebene Hausfrauenpsychologisiererei wird mich so leicht kein neumodischer deutscher Kritiker abbringen.